Freitag, 14. Oktober 2011

Die Gründung der Synode

Verschiedene deutschsprachige Gemeinden hatten während des Krieges stillgelegen, da ihre Pfarrer interniert waren. Gottesdienste und Gemeindeleben kamen dort erst allmählich wieder in Gang. Andere Gemeinden und Predigtstationen wurden nach 1945 neu gegründet, da eine grosse Anzahl Kriegsgefangener, besonders aus dem Osten, in England blieben.
Pastor Kramm und Pastor Rieger, die sehr viel für die kirchliche Versorgung der P.O.W.s getan hatten, fanden bald, dass bei aller guten Zusammenarbeit der Pfarrer in diesen Fragen auch die Gemeinden stärker an der Verantwortung für diese Arbeit beteiligt werden müssten. Zu diesem Zweck wurden im Herbst 1949 je zwei Laienvertreter der einzelnen Gemeinden zum Londoner Arbeitskreis hinzugezogen. Verhandlungen über den Zusammenschluss der Gemeinden zu einer Synode kamen in Gang.
Am 25. Februar 1950 wurde auf einer Konfernz in London, auf der fast alle Gemeinden vertreten waren, der Geistliche Rat gewählt: Pastor Rieger, Pastor Kramm, Pastor Kurtz, Professor Grünhut und Herr Henne. So hatten die Gemeinden nun eine offi­zielle selbstgewählte Vertretung, die sich nicht nur über die Probleme in den Ge­meinden besprechen konnte, sondern auch die Gemeinden gegenüber anderen kirchlichen Stellen vertrat.
Da war zunächst der Lutheran Council of Great Britain, der entstanden war, als von 1946 an viele lutherische Esten, Letten und Polen, später auch Ungarn, als 'displaced persons' ins Land kamen. Sie brauchten Hilfe bei dem Aufbau ihrer Ge­meinden, da sie zunächst keineswegs im Stande waren, auch nur ein bescheidenes Pfarrgehalt aufzubringen. Diese Hilfe kam in den ersten Nachkriegsjahren meist aus den U.S.A. und wurde freundlicherweise durch Vermittlung von Pastor Ostergreen auch auf deutschsprachige evangelische lutherische Gemeinden ausgedehnt, die wie Oxford keine Funds und Stiftungen besassen.
Ferner nahm der British Council of Churches wie früher bei den Refugees, so jetzt bei den Kriegsgefangenen und anderen foreign workers grosses Interesse daran, wie sich diese hier einlebten, auch in kirchlicher Beziehung. Schliesslich war der Geistliche Rat auch als Vertretung gegenüber den Heimatkirchen gedacht, ohne damit die Beziehung einzelner Gemeinden zu Kirchen in Deutschland ersetzen zu wollen.
Nach längeren Verhandlungen schlosen sich die grössere Zahl der deutschsprachigen Gemeinden im November 1955 zur Ev.-Luth. Synode deutscher Sprache in Grossbritannien zusammen. Für die Organisation der Synode war grundlegend: Alle Arbeit soll als spezifisch kirchliche Arbeit versehen werden. Diese Arbeit soll sich auf die lutherischen Bekenntnisse stützen. An diese sind die Pfarrer gebunden, während in den Kirchen alle protestantischen Christen willkommen sind. Die Synode soll unabhängig arbeiten, versichert aber gleichzeitig ihre Bereitsschaft zur Zusammen­arbeit mit Kirchen in England und in Deutschland und in der gesamten ökumenischen Welt.
Die Synode wurde anerkannt und finanziell unterstützt von der EKD und der VELKD, blieb jedoch unabhängig. Sie setzte sich zusammen aus zehn Gemeinden, von denen einige - London und Liverpool - schon auf ein über dreihundertjähriges Bestehen im United Kingdom zurückblicken konnten. 

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